Die Sankt Barbara-Verehrung
Bereits seit dem 15. Jahrhundert trifft man in den deutschsprachigen historischen Bergbauregionen (Sachsen, Schlesien und Böhmen wurden schon seit dem 14. Jahrhundert besondere Kultlandschaften der Hl. Barbara) auf eine intensive Verbindung zwischen dem Barbara-, Advents- und teilweise auch dem Weihnachtsbrauchtum. Das entwickelte Volksbrauchtum wird uns gut veranschaulicht in einem Sinnspruch, der auf Eingangstoren zu Bergwerken in Oberschlesien öfters zu lesen war.
Dieser Sinnspruch lautet:
Die Bergleute in Oberschlesien waren wohl die ersten, die den Barbaratag in besonderer Weise feierten. Von hier wurde die heilige Barbara in alle deutschen Bergbaugebiete weiterempfohlen. Als um die Jahrhundertwende die schlesischen Kumpel ins Ruhrgebiet kamen, brachten sie auch Barbara mit an Rhein und Ruhr.
Besonders um den 4. Dezember gedenken die Bergleute ihrer Schutzpatronin mit Dankgottesdiensten und Festveranstaltungen. Viele Knappen– und Bergbautraditionsvereine zeigen St. Barbara auf ihren Fahnen. In den bedeutenden Domen unserer rheinischen Umgebung wie Köln oder Xanten ist St. Barbara repräsentativ vertreten.
Auf dem ganzen Erdkreis gibt es Barbarabenennungen für Städte (Santa Barbara), Burgen, Festungen u.s.w. auf Briefmarken, Wertpapieren und Medaillen. Weit verbreitet ist St. Barbaras Verehrung als eine der 14 Nothelfer. Allgemein ist ihre Zugehörigkeit zu den Nothelfern seit dem 15.Jh. erwiesen. Doch gibt es auch frühere Beispiele aus Südtirol (um 1350) und Regensburg (um 1360). Als Nothelferin wird St. Barbara vor allem um eine gute Sterbestunde angerufen. Daher findet man St. Barbara immer häufiger auf Grabsteinen.
Nur wenige Heiligengestalten spielen in der bildenden Kunst eine so bedeutende Rolle wie St. Barbara. Große Namen sind als Schöpfer von Barbaradarstellungen zu nennen: Meister Francke, Hans Holbein, Jan van Eyck, Stefan Lochner, Dürer, Riemenschneider, Lucas Cranach u. a. In der Ikonenmalerei der orthodoxen Kirchen haben Barbaradarstellungen ebenfalls einen hohen Stellenwert.
Ursprung der Barbaraverehrung – Die Legende … Nach der Überlieferung ist St. Barbara eine der großen frühchristlichen Frauen, die für ihre Überzeugung in der Römerzeit den Märtyrertod erlitten hat. Seit dieser frühen Zeit gehört sie zu den beliebtesten Heiligen sowohl der römisch-katholischen als auch der griechisch-orthodoxen Kirche. In der russisch-orthodoxen und in der koptischen Kirche gilt sie gleichfalls als sehr bedeutende Heilige.
Zuverlässige Unterlagen über das Martyrium der Barbara, wie Prozessprotokolle öffentlicher Notare oder Gerichtsschreiber sowie Berichte von Augenzeugen, fehlen hier ebenso, wie bei vielen anderen frühen Märtyrern. Mündliche Überlieferungen wurden häufig bei späteren schriftlichen Fassungen zwecks Erbauung der Leser mit recht ausschmückenden Zutaten versehen. Die legendären Züge wuchsen dabei im Verhältnis zum zeitlichen Abstand vom tatsächlichen Geschehen.
Über die Passion der Hl. Barbara berichtet erstmals das "Martyrologium Romanum", das vor dem Jahre 700 aufgeschrieben wurde. In einem wesentlich älteren Heiligenkalender, dem "Breviarium Syriacum", das vermutlich schon um 380 in Nikomedia entstand, wo Barbara lebte und um das Jahr 306 enthauptet wurde, fehlt leider die entscheidende Seite mit den im Dezember verehrten Heiligen, zu denen auch St. Barbara zählt.
Die überaus reiche Legendenbildung um Tod und Martyrium der Hl. Barbara hat in den letzten Jahrzehnten kritische Geister unserer Zeit veranlasst, Zweifel zu äußern an der Tatsächlichkeit des Lebens dieser Heiligen. Bei der Reform der kirchlichen Liturgie 1969 wurde von der römischen Ritenkongregation sogar vorgeschlagen, das Barbarafest zu unterdrücken. Die Deutsche Bischofskonferenz hat jedoch, angesichts der Barbaraverehrung in Diözesen mit Bergbaurevieren, dieses Fest mit päpstlicher Billigung beibehalten.
Das Fehlen von Geburts- und Sterbeurkunden ist kein überzeugendes Argument gegen die geschichtliche Existenz der Hl. Barbara. Wenn der Kult einer Heiligen weit mehr als 1500 Jahre überdauert und von vielen Menschen als glaubwürdig gepflegt wird, kann man davon ausgehen, dass ein historischer Kern der Legende zugrunde liegt.
Ausgehend von Nikomedia, dem heutigen Izmit in der nordwestlichen Türkei, breitete sich die Barbaraverehrung tendenziell mit der Ausweitung des Christentums aus. Die ältesten erhaltenen Barbarakirchen stehen in Alt-Kairo (5.Jh.) und im Höhlengebiet nahe der türkischen Stadt Göreme (7.Jh.). Für unsere Breiten ist ein erstes Barbarakloster 1161 in Trier beurkundet.
Die Legende besagt, dass Hl. Barbara, zum christlichen Glauben bekehrt, vor ihrem reichen, heidnischen Vater Dioskorus aus einem Turm flüchtete und in einer Erdkluft bei hilfsbereiten Bergleuten Unterschlupf fand. Sie wurde jedoch entdeckt und wegen ihrer Standhaftigkeit und christlichen Überzeugung nach der Folterung vom eigenen Vater enthauptet. Anschließend wurde ihr Vater zur Strafe vom Blitz erschlagen.
Brauchtum rund um die Märtyrerin und Nothelferin:
Einige Bauernregeln zum 4. Dezember
- Auf Barbara die Sonne schleicht, auf Lucia sie wiederum her schleicht.- Sankt Barbara kalt und mit Schnee verspricht viel Korn auf jeder Höh'. |
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St.-Barbara-Bildstock im Haus Schlesien (Königswinter) |